Handgeschicklichkeit und Schreibmotorik

Turmbau

Sage mir etwas - und ich werde es vergessen.

Zeige mir etwas - und ich werde mich erinnern.

Lass mich etwas tun - und ich werde es verstehen.

Konfuzius

Handmotorik (Handgeschicklichkeit) ist die Fähigkeit zu kleinräumigen, gezielten, besonders abgestimmten Bewegungen von Händen und Fingern. "Eine gute Handgeschicklichkeit setzt sich aus den kompliziertesten und differenziertesten Bewegungsabläufen zusammen, zu denen der Mensch fähig ist" (Pauli/Kisch 1993). Insbesondere die Graphomotorik (Schreibmotorik) ist hinsichtlich der Koordinationsleistung als besonders komplexe Form der Handmotorik einzuschätzen.

 

Bei der Hand- und folglich auch Schreibmotorik sind viele Systeme beteiligt (Kiphard 1981):Hand

  • Fingerbeweglichkeit
  • Hand- und Fingerkraft
  • Handgelenksbeweglichkeit
  • Handgelenk: Drehfähigkeit
  • Fingergeschwindigkeit
  • Zielgenauigkeit
  • Kraftdosierung
  • Berührungssensibilität
  • Ausprägung der Händigkeit
  • Daumen- und Finger-Koordination
  • bilaterale (beidhändige) Kooperation

Darüber hinaus spielen die Stabilität des Rumpfes sowie die Funktionen von Schulter und Ellenbogen eine Rolle. Auch psychische und kognitive Komponenten wie Motivation, Konzentration, Ausdauer, Wahrnehmung und Handlungsplanung wirken sich auf die Qualität der Handgeschicklichkeit aus.

 

Ungefähr 10% der in der Bodensee-Region gefundenen, bronzezeitlichen Sicheln waren anatomisch eindeutig für Linkshänder optimiert!

 

Deutlich erkennbar sind Entwicklungsschritte bis zum Schulalter:

  • Greifbewegungen der gesamten Handfläche mit allen Fingern. Erst danach bildet sich die isolierte Fingerbeweglichkeit aus. Der Einsatz der Hand entwickelt sich von Grob-Greifformen (Halten & Loslassen) hin zum fein dosierten "Pinzettengriff" (Aufheben von Gegenständen mit Daumen und gebeugtem Zeigefinger)
  • Das Spielen mit beiden Händen und der Gebrauch von "Werkzeug" (inklusive Hand-Hand-Koordination und Auge-Hand-Koordination)
  • Malentwicklung: Kritzeleien, Striche und Muster, Kopffüßler
  • Das Bevorzugen einer Hand wird immer deutlicher

 

Bei guter Entwicklung sind mit der Einschulung folgende Fähigkeiten ausgeprägt:Schreibmotorik

  • Die Beweglichkeit des Handgelenks und der Finger ermöglicht eine flüssige Stiftführung ohne Beteiligung des gesamten Arms oder der Schulter.
  • Kraft- und Griffdosierung sind in angemessener Weise vorhanden.
  • weitgehend festgelegte Händigkeit
  • Gegenständliches Malen

 

Was leistet Ergotherapie in diesem Kontext?

  • Förderung bzw. Training von Malentwicklung und Schreibbewegungen
  • Hilfe beim Erkennen der Handdominanz (Rechts- oder Linkshänder)
  • Anleitung insbesondere von Linkshändern zur angemessenen Blatthaltung und Stiftführung
  • Ergonomische Hilfen (z.B. Stiftverdickungen, Linkshänder-Unterlage)
  • Beratung von Eltern zu Übungen (und korrekte Durchführung), die förderlich auf die Handgeschicklichkeit wirken.